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Heimatwelten

Familie Moka auf einer Reise in die Vergangenheit

27. Januar 1945, ein kleiner Bahnhof in Schlesien. Kälte. Im Hintergrund das Donnern der Geschütze. Ein Zug mit Viehwaggons steht auf den Gleisen – rundum herrscht Chaos. Menschen drängen mit wenigen Habseeligkeiten dem Zug entgegen. Herbert Moka ruft, hier! Hier ist ein Platz. Er wuchtet seine Familie auf die mit Stroh- und Pferdekot bedeckten Holzplanken. Änne hält die 3jährige Bärbel fest im Arm. Renate, gerade fünfeinhalb Jahre alt, trottet hinterher. Hans-Jörg, der Große, verliert das Gleichgewicht und die Last des Rucksacks zieht ihn zu Boden. Letztlich finden alle einen Platz und Halt in einer kleinen Ecke des Viehwaggons. Auch aneinander. Der Zug ruckt an – kein Moment für Gespräche. Herbert steht im Gegenlicht zwischen den Gleisen. Mit 41 Jahren ist er nun Teil des ’Volkssturms’. Langsam rumpelt die Familie aus dem Bahnhof, aus seinem Blickfeld. Im ’Reich’ soll es sicher sein – hoffen alle. Herbert bleibt allein zurück. Der Geschützdonner pausiert, doch die Kälte ist geblieben.

Kąty Wrocławskie hieß vor 1945 Kanth und ist eine Kleinstadt südwestlich von Wrocław (Breslau). 1945 mussten meine Vorfahren mütterlicherseits fliehen und fanden letztlich in Saalfeld/Saale eine neue Heimat.

2019 – eine Reise in die Vergangenheit steht auf dem Plan. Wir wollen mehr über die Heimat unserer Familie erfahren, die Luft vor Ort atmen und Erzähltes spüren. Wollen uns unser eigenes Bild machen. Auf der Reise mit dabei mein Onkel Hans-Jörg, der in Kanth seine Jugend verbrachte. Seine Tochter Anke (*1963), meine Cousine. Ihr Bruder Frank „Alf“ (*1958), mein Cousin. Dessen Tochter Marie (*1993), meine Großcousine. Hans-Jörgs Schwester Renate, meine Tante. Ihr Sohn Gunter (*1963), mein Cousin. Gunters Enkel Liam (*2005). Ich begleite meine Familie mit der Kamera. Vier Generationen, neun unterschiedliche Protagonisten näheren sich der Familiengeschichte an und werfen drängende Fragen der Zeit auf. Flucht & Entwurzelung. Weggehen & Ankommen. Krieg & Frieden. Entstanden ist ein einfühlsamer Dokumentarfilm, dessen Ausgangspunkt eine ’ganz normale’ deutsche Familiengeschichte ist und in dessen Verlauf zunehmend eine Brücke ins Hier und Jetzt geschlagen wird.

v.l.n.r. Änne, Hans Jörg, Bärbel, Herbert, Renate MOKA

Filmstart

Heimatwelten – Familie Moka auf einer Reise in die Vergangenheit